Sonntag, 10. Oktober 2010

Ecuador Part 1 – Familienleben in Quito & Polizeiaufstand

Gemütszustand: so sieht also ein Polizeiaufstand und der Versuch eines Staatsstreiches aus… da wird man durchaus etwas unsicher
Highlight der Woche: ein spanisches Geburtstagsfrühstück mit Kuchen und Ständchen
Down der Woche: wenn man während eines kleinen Marktbummels plötzlich inmitten der protestierenden Polizisten, zwischen brennenden Autoreifen nach Hause laufen muss, weil keine Busse und Taxis mehr fahren und keine Ahnung hat, was eigentlich gerade passiert
Begegnungen der Woche:
Marlene, Mariampallo und Joanne – meine Gastfamilie, superlieb, es gibt wahrscheinlich das beste Essen ganz Ecuadors und ich werde rundum verwöhnt – habe ein neues kleines Zuhause in Quito gefunden
Danielito – (as promised for you in English) my new little ecuatorian brother, makes me laugh around 10 hours a day, we had a very special market visit together on September 30th 2010, endless hours in front of the TV but all together a really great time
Ulrich aus Lahr: ist in der gleichen Sprachschule und mein neuer Reisepartner für die geplante Besteigung des Cotopaxis nächste Woche

Nach einem ruhigen, kurzen Flug von San Jose nach Quito werde ich sehr freundlich am Flughafen vom Abholservice der Sprachschule empfangen. Da ich festgestellt habe, dass mein Spanisch nur schneller und sicherer aber nicht unbedingt besser wird (ich mogel mich mit halben Sätzen so durch), habe ich beschlossen in Quito zu verbringen zur Höhenakklimatisation und zum Spanisch auffrischen. Das alles verbunden mit einem Aufenthalt in einer Gastfamilie, zu der ich auch direkt vom Flughafen aus gebracht werde. Marlene Morena ist eine Senora Ende 60, die zusammen mit einer ihrer Töchter, ihrem Bruder und einer ihrer Enkelinnen, die in Quito studiert, in einem sehr schönen Haus im Norden Quitos lebt und immer wieder Schüler der Sprachschule beherbergt. Man ist mitten im Familienleben, wird sofort mit Umarmung und Kuß begrüßt und in alles eingebunden, was so passiert. Es gibt wahrscheinlich das beste Essen Ecuadors: Frühstück mit Früchten und selbstgepresstem Saft, und mittags und abends immer eine Suppe (ecuadorianische Suppen sind eine echte Delikatesse – vor allem die traditionelle Fischsuppe) und dann meistens Reis mit Hühnchen, oder einem anderen Fleisch, Empanadas, Kochbananen… und das alles wird erst richtig perfekt mit dem hausgemachten Aji (einer sauer scharfen Soße mit Chilli und Gewürzen). Nach jedem Essen bleibt die ganze Familie immer noch eine ganze Weile am Tisch sitzen und es wird wild erzählt und diskutiert. Neben mir lebt noch ein anderer Sprachschüler hier (Daniel aus England). Verrückter Typ, der keine 5 Minuten stillsitzen kann, aber sehr lieb und für jeden Blödsinn zu haben – ein echter kleiner Bruder eben ;).






Das ist Meerschweinchen - so mittel lecker
 Die Vormittage verbringe ich hauptsächlich mit organisieren und planen der nächsten Wochen in Ecuador. Ab 14 Uhr ist dann 4 Stunden Sprachunterricht. Es gibt Frühstück, Mittagessen und Abendessen zu festen Zeiten, abends werden Hausaufgaben gemacht– so ein geregeltes Leben hatte ich seit Jahren nicht mehr. Fühlt sich gerade gar nicht nach Reisen an, aber ist trotzdem sehr spannend und eine sehr schöne Zeit.
Der 30.09.2010: Ein schöner Morgen, ich werde von Sonnenstrahlen geweckt, Am Frühstückstisch wartet ein Kuchen mit Kerzen, ein spanischen Geburtstagständchen und viele liebe Wünsche auf mich.
Mamie (Marlene) und ich


Nach einem langen Frühstück machen Daniel und ich uns auf in die Stadt um ein bißchen Geburtstagsshoppen zu gehen. Wir schlendern über den Indigo Markt und ich gönne mir Socken, eine Mütze und Handschuhe alles in Türkis. Auf dem Hinweg wundern wir uns noch über die vielen Demonstrationen. Irgendwann schlägt dann die Stimmung um, überall laufen Fernseher und Radios, die Pforten des Marktes werden hektisch geschlossen und keiner kann uns richtig erklären was eigentlich los ist. Also beschließen wir uns nach Hause zu gehen. Der Busverkehr ist lahm gelegt, die Straßen von demonstrierenden Polizisten belagert – kein Taxi zu finden, also wagen wir den Fußweg durch die aufgebrachten Mengen und brennenden Autoreifen – immer noch völlig ahnungslos was eigentlich gerade um uns herum geschieht. Sicher zu Hause angekommen erklärt uns die Familie die Lage. Der - im Volk sehr beliebte - ecuadorianische Präsident Rafael Correa hat im Zuge von Einsparungen Bezüge der Polizisten streichen lassen. Dies wurde nicht gut kommuniziert, bzw. von der Opposition für einen Putschversuch missbraucht. Viele Polizisten streiken (super in einem Land wie Ecuador ohne Polizeischutz) und protestieren aufgebracht in den großen Städten. Der Präsident reißt sich vor dem Hauptsitz der Polizei in Quito das Hemd auf und brüllt in „wenn ihr euren Präsidenten töten wollt tötet ihn“ (verrückter Kerl!) wird niedergeschlagen und im Polizeihospital gekidnappt. Im ganzen Land finden Plünderungen statt (sehr krasse Bilder im Fernsehen) und der Ausnahmezustand wird ausgerufen. Wir verbringen den Tag mit Ausgangssperre und einer etwas nervösen Familie vor den aktuellen Nachrichten und versuchen zu verstehen. Nachts hört man von der Dachterrasse Schüsse – es gibt tatsächlich 3 Tote. Am nächsten Tag hat sich die Aufregung wieder gelegt. Es fahren zwar überall schwer bewaffnete Militärs durch die Gegend aber das Leben kehrt zurück zur Normalität – ein unvergesslicher Geburtstag!



Der 30.09.2010 in Quito


1 Kommentar:

  1. que bonita descripción de tu estadía! =)
    lastima con lo que pasó en tu cumpleaños.
    Joanne

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