Dienstag, 28. Dezember 2010

Am Ende der Welt

Highlight der Woche: mit dem Transportschiff ans Ende der Welt Down der Woche: die Tatsache, dass ich in 6 Tagen meine Heimreise antreten muss
Gepäckstück der Woche: Wanderschuhe, die nicht nass werden auch wenn man 3mal bis zum Knöchel im Matsch steckt und danach 3 Minuten im fliessenden Fluss steht
Begegnungen der Woche:
Peter & Corinne: Schiffskameraden und tolle Weihnachtsgesellschaft und wieder mal Schweizer
Reto, Renato & Giorgio: drei Italo-Schweizer um die 60, die zu dritt Argentinien erkunden –witzige Gesellen


Nach den schönen Tagen in Patagonien mache ich mich auf nach Punta Arenas und habe wieder mal Glück, auf der ausgebuchten Fähre wird kurzfristig ein Platz frei und so steht der wundersamen Reise mit der Transportfähre ans Ende er Welt nichts mehr im Weg. Abends um halb sechs geht es los, leichter Nieselregen, das Taxi liefert mich am Pier ab und ich bin sehr gespannt auf die nächsten 36 Stunden auf See. Die Bahia Azul ist eine Transportfähre, die regelmäßig die chilenische Stadt Punta Arenas mit dem südlichsten Dorf der Welt Puerto Williams auf der chilenischen Isla Navarino verbindet und die dort lebenden Chilenen (umgeben von den ungeliebten Argentiniern) mit allem, was man so zum Leben braucht versorgt. Außerdem gibt es an Bord 4 Kabinenschlafplätze und 17 Pullman Sitze (wie Bussitze) für Passagiere, ein Bad (Toilette & Waschbecken) und eine Küche, deren Zutritt aber nur zu Essenszeiten im Schichtbetrieb erlaubt ist und die Reling an der man – der rauhen See trotzend – die See, die Berge Feuerlands und Delfine und Seehunde, die unser Schiff begleiten, beobachten kann.




Und so fahren wir den Beagle Kanal entlang bis ans Ende der Welt vorbei an schroffen, schneebedeckten Gipfeln, kleinen Inseln und Gletschern, die ihre Eismassen teilweise bis ins Meer schieben. Den nächsten Tag verbringe ich bei Capitano Julio auf der Brücke, der viele Geschichten zu erzählen weiß und mich sogar ans Steuer läßt (mit wenig Erfolg). Dank der guten rosa Pillen aus Ecuador überstehe ich auch den wilden Wellengang dieses Tages gut.









Am Morgen des 24.12. gehen wir in Puerto Williams an Land und werden von der Sonne willkommen geheißen. Hier gibt es ein paar bunte Häuser, 3 kleine Supermärkte und ein paar kleine Restaurants und Hostels. Ich wohne bei Patty, einer Chilenin, die vor 5 Jahren ihren Mann „eliminiert“ hat und seit die beiden Söhne in Punta Arenas studieren die leer stehenden Zimmer in ihrem kleinen roten Haus an Reisende vermietet. Hier ist es urgemütlich und man fühlt sich in der heimeligen Atmosphäre mit Ofen und Weihnachtsbaum richtig wohl.
Ein Weihnachtsmittagessen mit lecker chilenischem Wein gibt es im einzigen offenen Restaurant in netter Schweizer Gesellschaft und abends dann eine kleine Weihnachtsfeier auf dem Dorfplatz. Später werden wir sehr lecker von Patty bekocht – es wird gegrillt und zwar 600 gr superleckeres Rindfleisch für jeden. Ein richtiges chilenisch-schweizer-französisch-australisch-deutsches Weihnachtsessen. Nach Christstollen und Weihnachtslikör lassen wir den Abend mit Wein am Kamin ausklingen.

Ein Weihnachtgänseblümchen











Auch der erste Weihnachtsfeiertag startet sehr gemütlich. Peter, Corinne und ich schaffen es dann tatsächlich noch den Hausberg von Puerto Williams zu besteigen und die herrliche Aussicht über den Beagle Kanal zu genießen.





Ein bißchen weiße Weihnachten






Am 26.12. geht es mit dem Motorschlauchboot weiter nach Ushuaia – zurück in die Zivilisation. Hier erkunde ich erst einmal den Parque Nacional Tierra del Fuego. Ich wandere durch die tiefen Wälder, über Kiesstrände an türkisblauen Buchten vor schneebedeckten Gipfeln vorbei und schließlich hinauf auf den Cerro Guanaco und begegnete wilden Kaninchen und einem Specht mit rotem Kopf.












Am nächsten Tag geht es auf eine Schifffahrt durch den Beagle Kanal zu den Seelöwen und Kormoranen auf den Bridge Inseln und nachmittags mit Pinguinen über die Isla Martillo wandern. Ich bin immer noch am überlegen, wie ich einen der kleinen Kerle in meinem Rucksack mit nach Hause schmuggeln kann …