Samstag, 29. Januar 2011

Gipelsturm zum Kilimandscharo

Highlight der Woche: nach Start um 24:30, Kampf über 1.200 Höhenmeter zu Tränen gerührt den Stella Point zu erreichen ... ein unbeschreiblichen Gefühl!
Down der Woche: jetzt ist es also wirklich vorüber ... die Reise ins Glück
Gepäckstück der Woche: mein Luxus Daunenschlafsack. So kuschelig warm kann schlafen bei -15 Grad sein
Begegnungen der Woche:
Die Killi Warriors: Valerie, Steffen, Georg, Michael und Anne -  ich hätte mir keine bessere Gesellschaft auf diesem tollen Berg vorstellen können!
Chief Guide Samuel: eine Legende, über 50, starker Raucher (auch am Berg) mit irrem Blick und ein toller Sänger!
Joseph und Donald - Assitant Guides, der eine erfahren und manchmal etwas abwesedn, der zweite noch ganz frisch, etwas schüchtern aber der beste Tempomacher der Welt!
 Nach 4 Tagen Winterdepression im nasskalten Deutschland geht es zum Glück noch einmal weiter und diesmal in äußerst angenehmer Gesellschaft (und zur sanften Wiedereingliederung in die CPC). In Amsterdam sammeln wir uns alle und starten dann mit 2 Stunden Verspätung Richtung Killimandscharo Airport mitten in Tansania zwischen Moshi und Arusha. Es ist schon spät als wir in die schwül-heiße Nacht hinaussteigen und nach Visa -
und Gepäckorganisation in unsere erste Station die Ilburo Lodge nach Arusha gefahren werden. Den ersten Tag verbringen wir alle in kribbeliger Aufregung mit einer kleinen Erkundungstour durch Arusha, dem Besuch einer Schule und dem Zusammenpacken unserer Siebensachen für die Besteigung.
Und dann geht es los. Der höchste Berg Afrikas, einstmals über 6.000 Meter nach mehrmaliger Korrektur heute 5.895 Meter hoch, höchster alleinstehender Berg der Welt und der Berg mit der größten Masse weltweit - und überhaupt einfach ein toller Berg auf den ich mich sehr freue.







Tag 1 Base Camp 2.800 Meter - Shira One 3.550 Meter
Wir laufen die Shira oder Lemosho Route in 8 Tagen (6 hoch und 2 runter), die längste, landschaftlich schönste und für eine gute Akklimatisierung geeignete Route. Nach 3 Stunden Fahrt mit dem Jeep zum Kili Nationalpark und der Registrierung am Gate geht es los. Am Gate treffen wir auch auf die Truppe, die uns begleiten wird. Samuel der Chief Guide, eine absolute Nummer: über 50, starker Raucher mit einem etwas irren Blick und einer wahnsinns tiefen Stimme ist fast schon eine Legende am Berg (jeder, den wir vor oder nach der Tour trafen kannte ihn) und ein begnadeter Sänger obendrein. Donald und Joseph sind seine Assistenten und werden noch ausgebildet sowie 29 Träger, die unser Gepäck, Zelte, Essen ... in unglaublicher Geschwindigkeit vor uns hertragen.
Über eine weite flache Fläche mit riesigen Vulkanfelsen, die von grauen, braunen und rötlichen Flechten und Moosen bewachsen sind geht es 2 Stunden zum ersten Nachtquartier Shire One. Am ersten Abend im Camp lassen wir uns von den überaus guten Kochkünsten von Juva unserem Koch begeistern (wie man solche Gerichte in einem Zelt ohne Tisch etc. hinbekommt ist echt erstaunlich - Hut ab), starten das über 6 Tage andauernde Wetttrinken plus loswerden sämtlicher Flüssigkeiten (ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie oft man auf die Toilette muss, wenn man 6-7 Liter Flüssigkeit zu sich nimmt).
Und den ganzen Tag begleitet uns der große Berg unsichtbar in Wolken gehüllt.





Tag 2 Shira One 3.550 Meter - Shira Hut 3.840 über Cathedral
Öffen dein Zelt und es begrüßt dich blauer Himmel und ein majestätischer Berg, mit schneebedecktem Gipfel (was vor langer Zeit viele Forscher verwirrte im tiefsten Afrika einen schneebedeckten Gipfel zu finden) und die Sonne kriecht in einem wunderschönen Schauspiel dahinter hervor. 
Und unter dieser spektakulären Kulisse beginnt das morgendliche Ritual, 6:30 Uhr Wecken mit heißem Tee ins Zelt, Wash-Wash (eine Schüssel warmes Wasser für 8 Tage unser Duschenersatz), 7 Uhr Frühstück mit Porridge und danach weiter Richtung Gipfel.
Die Landschaft verändert sich Tag für Tag, heute laufen wir durch eine Steppe mit hohen Gräsern und niedrigen Büschen und verknorrten Bäumen mit gelben langen Flechten, besteigen einen kleinen Zwischenberg (Cathedral) und die ersten kämpfen mit ersten Anzeichen der Höhenkrankheit. Aber tapfer schaffen es alle trotz einsetzenden Regens ins zweite Camp Shira Hut. Als die Wolkendecke aufreist öffnet sich vor uns ein wunderschöner Panoramablick über den Wolken und der untergehenden Abendsonne.
Nachts wacht der majestätische Berg unter sternenklarem Himmel und einem fast vollen Mond über uns und unseren Schlaf und hüllt das Camp in silbernes Licht.



Chief Guide Samuel


Tag 3 Shira Hut 3.840 Meter - Moir Camp 4.200 Meter 
Heute geht es steiler los und die Landschaft wird felsiger. Morgens wandern wir in herrlichem Sonnenschein und unter blauem Himmel die erste Ansteigung hinaus und dem Kili entgegen. Das Camp erreichen wir bereits nach 3 Stunden. Es liegt in einer Ebene, die so aussieht, wie wenn sich hier ein riesiger Lawastrom durch die Felsen gedrängt hat. Weitere  Kämpfe mit der Höhenkrankheit (Kopfweh, Überkeit  - aber alle mit "keep on drinking" und ein bißchen Ruhe bekämpfbar). Mittags machen wir uns dann im beginnenden Regen auf einen Akklimatization Walk auf die nahgelegenen Lents Hills  auf 4.700 Metern. Wieder etwas steiler und vorallem im immer stärker werdenden Regen ein etwas unangenehmer Auf- und Abstieg und danach sind wir alle total durchgefroren. Das Camp liegt im Nebel un die Kälte kriecht in alle Ritzen. Nachts schieben Sterne und Mond die Wolken jedoch beseite, damit der große Berg wieder über unseren Schlaf wachen kann.





Tag 4 Moir Camp 4.200 Meter - Lawa Tower 4.600 Meter
Der Streckenverlauf ist heute ein kurzes Stück steil dann eher flach am Berg entlang und das letzte Stück zum Lawa Tower (eine gewaltige Lawafelsformation) noch einmal ein bißchen steil hinauf. Los geht es wieder bei strahlendem Sonnenschein und herrlicher Aussicht auf den Gipfel und Mount Meru. Unterwegs zieht es jedoch zu und fängt an etwas zu nieseln. Auf unserem Weg kreuzen zum ersten Mal andere Routen und man bekommt ein Gefühl wieviele Menschen sich Tag für Tag in die Höhen des Killi wagen.
Heute bin ich dran mit Höhenkrankheit, bzw. mein Körper beschliesst, dass Verdauen und zu wenig Sauerstoff zu viel sind. Also wird er Nahrung und Unmengen Wasser auf dem schnelleren Weg obenrum wieder los - ein sehr befreiendes Gefühl ;) jetzt ist die Energie wieder zum weiterlaufen da. Und das tun wir auch, mämlich auf einen weiteren Akklimatization Walk zum Arrow Glacier auf 4.800 Meter. Als beim Rückweg die Wolkendecke mal wieder aufreist eröffnet sich uns wieder eine ganz neue Perspektive auf den großen Berg - eher zerklüfftet und mit den ersten Resten von Schnee.
Die Nacht ist frostig kalt (um die -10 Grad) und ich bin so froh über den Super-Daunen Schlafsack mit Sigg-Flaschen Wärmflasche, der einen trotz Eiseskälte schön warm hält.





Tag 5 Lawa Tower 4.600 Meter - Karranga 4.000 Meter
Wieder begrüßt uns die Sonne, blauer Himmel heute aber auch eisige Morgenkälte (alles ist noch gefroren). Nach dem allmorgendlichen Ritual (Tee, Wash-Wash, Porridge) geht es los  und diesmal nach unten. Wir steigen ab in fast tropische Gefilde, wo uns Palmengewächse begegnen und wir letztendlich vor der Barrancu Wall landen. Einer riesigen Felswand, die unsere nächste Herausforderung sein wird. Ein kleiner Pfad schlängeöt sich die steilen Felsen hinauf und oft benötigt man alle Viere um weiter zu kommen. Aber es macht richtig Spaß die Felsen hinaufzukraxeln. Oben wird auf dem Hochplateau gepicknickt und weiter geht es durch 2 weitere Täler wieder hinauf auf 4.000 Meter zum nächsten Nachtquartier, dem Karranga Camp. Hier sammeln sich viele andere Bergsteiger und trotz schöner Lage wieder direkt unter dem Gipfel mit tollem Blick auf die Schneekuppel ein etwas heruntergekommenes Camp. Heute haben wir auch abends Sonne, die den Killi in ein wunderschönes rotes Licht hüllt.


Tag 6 Karranga 4.000 Meter - Barafu 4.600 Meter & Gipfelsturm

Heute geht es erstmal gemütlich über Geröllscherbenfelder den Killi an der Seite 3 Stunden ins Barafu Camp. Hier sammeln sich alle Gipfelstürmer auf einem etwas trostlosen Geröllfeld (hier gibt es nichts mehr außer Steine und ein paar Raben). Nach Ankunft gibt es einen Mittagssnack und die erste Runde Vorschlafen am nachmittag. Danach Abendessen und die nächste Runde Vorschlafen und um 22:30 Uhr werden wir schon wieder geweckt. Keine Ahnung, ob ich wirklich geschlafen habe, aber es muss reichen. Nach einem mitternächtlichen Frühstück (natürlich Porridge) sammeln sich 6 dick eingemummte Michelin Männchen zum Gipfelsturm. Ein schönes aufregendes Kribbeln erfüllt meinen Bauch, voll Vorfreude und Aufregung. Und so schließen wir uns dem Licherstrom an, der sich langsam den Berg hinauf bewegt begleitet von wunderschönen Kanongesängen unserer drei Guides. Es geht steil hinauf und wir kämpfen uns im Licht der Lampen und des Mondes über Geröllfelder, dem immer weniger werdenden Sauerstoff entgegen. Ungefähr jede Stunde machen wir eine kleine Pause, um uns ein bißchen zu stärken und zu verschnaufen. Lang verweilen kann man nicht, da die Kälte gnadenlos in alle Ritzen kriecht.
Keine Ahnung wie wir 7 Stunden überstanden, aber letztendlicgh geht um 6 Uhr die SOnne auf und erfüllt der Horizont mit einem herrlichen roten Schein und uns mit neuem Mut. Und so meistern wir auch die letzte Stunde und erreichen um 7 Uhr zu Tränen gerührt den Stella Point auf 5.735 Metern. Nach einer kurzen Pause geht es auch schon weiter, weil schließlich wollen wir ganz hoch hinauf zum Uhuru Peak. Und dieses "piece of cake" wie  unsere Guides uns versicherten stellt sich als eine Höllenstrecke heraus und zieht sich unendlich weit um den Kraterrand herum. Jeder kämpft für sich mit seinen Schritten und dem Atem und es bleibt wenig Energie, um die gigantischen Gletschermassen an den Seiten und der weiten Blick über den riesiegen Krater zu genießen.
Und endlich kommen wir am am Uhuru Peak, auf dem Dach Afrikas und sind weder zu Worten noch großen Taten fähig  - ein paar Fotos uns zurück geht es.
Da Worte über den Rückweg dieses unbeschreibliche Erlebnis zu schmälern würden (es war schrecklich!) endet sie hier die Erzähling unseres Gipfelsturms. Mit einem Lächeln sitze im am Rechner und freue mich, dass ein bißchen dieses tollen Gefühls bewahrt wurde!
   







Nach erfolgreichem Abstieg über 1,5 Tage geht es weiter nach Sansibar, Muskeln entspannen, relaxen, und noch ein bißchen Sonne tanken.















Und das war sie nun, die Reise ins Glück, die mir soviele unbeschreibliche Momente beschert hat. Mein Herz ist voller schöner Erinnerungen gut aufbewahrt für Lächeln auch an kalten Tagen. Ich bin zutiefst dankbar dass ich diese Reise der Veränderung, der wunderbaren Begegnungen, des Weiterkommens, des Neuentdeckens und Zurückfindens - eben des Glückes machen konnte!

Bis zum nächsten Mal in Alaska, Indien oder Japan!

eure Jördis